Sairento VR im Test

Sairento VR im Test: Enter The Matrix


Wer sich schon immer gewünscht hat, im Action-Epos von Morpheus die blaue Pille angeboten zu bekommen, sollte dringend weiterlesen. In Sairento VR werden wir nämlich zum Cyber-Ninja, der über Neos Fähigkeiten nur müde lächeln kann.

  1. Virtual Reality-Gameplay der Extraklasse
  2. Sairento VR: Nichts für Ungeduldige
  3. Gut gesteuert ist halb gewonnen
  4. Upgrades wie im Rollenspiel
  5. Kampagne, Missionen, Multiplayer
  6. Technik für (fast) alle Sinne
  7. Unsere Wertung

Virtual Reality-Gameplay der Extraklasse

VR was made for this – dafür wurde VR gemacht. So bewirbt der kleine Indie-Entwickler Mixed Realms sein Erstlingswerk, und wir können dieser Einschätzung größtenteils beipflichten. Was das Team aus Singapur mit Sairento VR geschaffen hat, ist nämlich eine einzigartige Erfahrung, die so nur in der virtuellen Realität funktioniert.

Der Star des Spiels ist ganz eindeutig das Gameplay. Als Cyber-Ninja metzeln wir uns durch Horden von Gegnern, denen wir mit allerlei Kriegsgerät zu Leibe rücken. Die Auswahl reicht von Samurai-Schwertern über Pfeil und Bogen, Pistolen, vollautomatische Waffen bis hin zu Wurfsternen mit Bumerang-Funktion.

Was das Gameplay aber so besonders macht ist, wie wir diese Waffen einsetzen. Sairento VR ist schnell, sehr schnell. In Sekundenschnelle bewegen wir uns mit einem Mix aus Smooth Locomotion, Teleportation und Doppel- und Dreifachsprüngen durch die Level. Wenn wir kurz vor einer Landung in die Knie gehen, rutschen wir über den Boden und können so die Distanz zu unseren Gegnern überbrücken. Währenddessen decken wir unsere Feinde wahlweise mit einem Kugelhagel ein oder „verwöhnen“ sie im Vorbeiflug mit Nahkampfwaffen.

Damit das Ganze nicht in übertriebene Hektik ausartet, gibt es noch eine Zeitlupenfunktion, die wir auf Knopfdruck aktivieren. Wenn wir diese geschickt einsetzen, können wir sogar mit unseren Schwertern gegnerische Kugeln abwehren und sie zum Absender zurückschicken.

Sairento VR – Nichts für Ungeduldige

Bis wir es schaffen, all diese Möglichkeiten auch nur ansatzweise sinnvoll zu nutzen, zahlen wir allerdings ordentlich Lehrgeld. Sairento VR ist kein leichtes Spiel, vor allem zu Beginn nicht. Wir müssen ständig in Bewegung bleiben und gleichzeitig auf unsere Gesundheit und unsere Fertigkeitsanzeige achten. Und das, während zig verschiedene Gegner in gefühlter Lichtgeschwindigkeit von allen Seiten auf uns einprügeln und -schießen.

Einige Gegner können sich teleportieren, andere machen sich unsichtbar, manche stürmen uns wahnsinnig schnell entgegen. Es gibt Fernkämpfer, die mit Pfeilen, Kugeln oder Raketen auf uns schießen und Nahkämpfer, die uns mit ihren Schwertern zusetzen – und zwar alles gleichzeitig. Das ist anfangs überfordernd und fast schon frustrierend. Hier hätten wir uns eine etwas flachere Lernkurve oder zumindest ein umfangreiches Tutorial gewünscht, bei dem wir die Fähigkeiten der einzelnen Gegnertypen kennenlernen können.

Gut gesteuert ist halb gewonnen

Auch ein Blick ins Optionsmenü lohnt sich, denn es bietet viele Möglichkeiten, die Steuerung auf unsere Vorlieben anzupassen. Brauchen wir eine Zielanzeige für unsere Teleportation? Möchten wir uns mit dem rechten Analogstick in 45- oder 90 Grad-Schritten drehen oder bevorzugen wir flüssige Drehung? Wollen wir zusätzlich mit dem linken Analogstick Smooth Locomotion zuschalten und wie schnell wollen wir uns damit bewegen? Mit welcher Bewegung wollen wir unsere Waffen nachladen?

Genauso wichtig ist die Kalibrierung unserer Controller vor Spielbeginn. Damit stellen wir unsere Hüfthöhe ein, um schnell und bequem an unsere Waffen zu kommen. Außerdem können wir auswählen, wie weit wir vor der Landung nach einem Sprung in die Knie gehen müssen, um das Rutschen auszulösen. Wenn wir alles passend konfiguriert und ein wenig geübt haben, geht die Steuerung schnell in Fleisch und Blut über – das steigert den Spielspaß ungemein.

Im Spiel funktioniert die Steuerung größtenteils einwandfrei, hin und wieder kommt es allerdings zu kleinen Aussetzern beim Tracking. Das kann aber durchaus damit zu tun haben, dass wir im Eifer des Gefechts hin und wieder recht nah am Rand unseres Roomscale-Spielfelds agieren. Warum tun wir das? Sairento VR erfordert trotz Teleportation und Smooth Locomotion vollen Körpereinsatz, wenn wir mit Kopf- und Oberkörperbewegungen gegnerischen Projektilen ausweichen.

Sairento VR: Schnelles Gameplay, schnelle (und viele) Gegner.

In Sairento VR bewegen wir uns extrem schnell, wir laufen an Wänden entlang und sind manchmal sogar kopfüber unterwegs. Trotzdem stellen sich bei uns kein Unwohlsein oder gar Anzeichen von Motion Sickness ein. Das verwundert uns tatsächlich ein wenig – hier hat Mixed Realms ganze Arbeit geleistet.

Upgrades wie im Rollenspiel

Auch die Waffenauswahl hat großen Einfluss auf das Spielerlebnis. Wollen wir ausschließlich mit Schwertern kämpfen, müssen wir anders vorgehen, als wenn wir auf Pfeil und Bogen oder Schusswaffen setzen. Wir entschieden uns nach einer Weile für einen Mix aus Schwerten, Uzis und einer Magnum.

Das ist aber nur unsere persönliche Präferenz. Wer nur auf Sturmgewehre oder Hieb- und Wurfwaffen setzen will, kann genauso effektiv und spektakulär zu Werke gehen. Möglich wird das durch ein hervorragendes Charakterentwicklungs-System.

In jeder Mission sammeln wir Erfahrungspunkte, virtuelles Geld und Beute. Mit Erfahrungspunkten können wir unsere Spielfigur über verschiedene Talentbäume nach unserem eigenen Geschmack spezialisieren. Dadurch ist es zum Beispiel möglich, einen Ninja zu erschaffen, der im Schwertkampf brilliert – oder einen Terminator, dessen Waffen nichts standhält.

Sairento VR bietet viel Raum für die Charakteranpassung.

Auch unsere Waffen und Rüstung können wir durch Upgrades in verschiedenen Kategorien verbessern. Wenn wir es auf die Spitze treiben, können wir die Zeitlupe fast so wie in Superhot VR einsetzen und unsere Gegner in aller Ruhe mit Schwertern sezieren. Oder wir statten unseren Charakter mit so viel Lebensenergie und unsere Waffen mit soviel Munition und Schadensverbesserungen aus, dass wir wie ein (ziemlich flinker) Panzer durch die Levels heizen.

Kampagne, Missionen, Multiplayer

Apropos Levels: Das Herzstück von Sairento VR sind die einzeln anwählbaren Missionen, in denen wir verschiedene Aufträge erfüllen. Eine gewisse Anzahl von Feinden töten, so lang wie möglich überleben, oder einen Bossgegner töten – das klingt zwar erst einmal nicht sonderlich spannend, ist aber durchaus herausfordernd und abwechslungsreich.

Wir können nämlich die Missionsparameter über zusätzliche Modifikatoren anpassen, sodass beispielsweise besonders schwere Gegnertypen auftauchen oder wir uns langsamer bewegen. Jede Modifikation beschert uns mehr Erfahrungspunkte und bessere Beute.

Zwar hat Mixed Realms auch eine Kampagne eingebaut, diese ist aber recht dünn. Echte Zwischensequenzen gibt es nicht, die Geschichte wird über kurze Sprachschnipsel und Texteinblendungen erzählt. Auch die Level sind im Prinzip nur eine Abfolge der recht kleinen Spielabschnitte aus dem Missionsmodus.

Der Story-Modus eignet sich in Ermangelung eines echten Tutorials eher dafür, die Gegnertypen in Sairento VR kennenzulernen. Ebenfalls an Bord ist ein Mehrspielermodus, in dem wir sowohl im Koop gegen Computergegner als auch gegeneinander antreten dürfen.

Technik für (fast) alle Sinne

Sehr cool ist, dass wir über ein Ingame-Tool Gameplay aufnehmen und uns das Resultat später aus der 3rd-Person-Perspektive ansehen können. Auch sonst zeigt sich Mixed Realms innovativ: Sairento VR unterstützt den Hardlight VR Suit für haptisches Feedback sowie VAQSO VR. Das ist ein Hardware-Addon für VR-Brillen, das Gerüche simuliert. In puncto Immersion spielt Sairento VR sowieso ganz vorn mit – bis wir entweder gleichzeitig mit dem Kopf eines Gegners im Spiel ein Poster von unserer ganz realen Wand abreißen (ja, das ist uns wirklich passiert) oder auf einen Bug treffen.

Ab und an verhaken wir uns in der Spielwelt und können weder vor noch zurück. Die Interaktion mit den Gegnern funktioniert auch nicht immer fehlerfrei. Kommen sie uns zu nah, treten ab und an unschöne Clippingfehler auf, manchmal stecken die Bösewichte auch in Wänden oder im Boden fest.

Grafisch reißt uns Sairento nicht wirklich vom Hocker, obwohl die Entwickler nach und nach Grafik-Updates für die verfügbaren Spielabschnitte ausrollen. Die Level sind nicht sonderlich aufwändig gestaltet und wirken eher wie aneinandergereihte Räume als eine glaubwürdige Welt.

Und auch die teils hakeligen Gegneranimationen fallen zu Beginn ins Auge. Allerdings machen sie es möglich, die Aktionen der Gegner im Vorfeld zu erahnen. Das ist besonders im Schwertkampf (Gegner mit Schwertern können unsere Schläge blocken) sehr hilfreich.

Der Sound von Sairento VR ist ebenfalls wenig spektakulär, erfüllt aber seinen Zweck – wir können zum Beispiel anhand der Geräuschkulisse problemlos  ausmachen, von wo auf uns geschossen wird.

Unsere Wertung

Mein Fazit:

Kein Text, Bild oder Video wird dem Spielgefühl von Sairento VR gerecht. Sicher, das hier ist kein grafischer Leckerbissen - das macht das grandiose Gameplay aber mehr als wett. Allerdings musste ich erst einmal mit dem Spiel warm werden Als ich aber die Steuerung erlernt, das für mich passende Waffen-Setup gefunden und mich ein wenig eingespielt hatte, wurde ich das Grinsen unter der VR-Brille kaum noch los. Meiner Meinung nach ist Sairento VR ein absolutes Muss für alle Fans schneller Action in der virtuellen Realität.

Ihr solltet Sairento VR unbedingt ausprobieren, wenn ihr…

  • glaubt, ein besserer Neo als Neo zu sein
  • ein Reaktionsvermögen wie eine Katze habt
  • wie „Machete“ keine SMS schreibt, sondern lieber (beim Kämpfen) improvisiert

Sairento VR passt eher nicht zu euch, wenn ihr…

  • euch in Matrix für die rote Pille entschieden hättet
  • ein Reaktionsvermögen wie eine tote Katze habt
  • Auf der Suche nach einem Kaffeefahrt-Simulator für VR-Brillen seid

Den VR-Ninja-Simulator Sairento VR bekommt ihr hier:

  • Für Oculus Rift /  und HTC Vive /  auf Steam und im Humble Store
  • Für Oculus Rift / Rift S im Oculus Store
  • Für PlayStation VR voraussichtlich ab Juni 2019 im PlayStation Store

Getestet mit: Oculus Rift

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