HTC Vive Wireless Adapter im Test: Drahtlos glücklich?
Jeder, der schon einmal eine PC-gebundene VR-Brille genutzt hat, weiß: Oft hindert uns das Kabel daran, vollends in die VR-Erfahrung einzutauchen. Das ist bei Seated Experiences bzw. Cockpit-Spielen wie Elite: Dangerous oder iRacing weniger der Fall als bei Titeln, die Roomscale VR unterstützen und/oder vollen Körpereinsatz verlangen.
Wer sich in Doom VfR oder Echo Arena schon einmal ins Kabel eingewickelt hat, weiß, wovon die Rede ist. Bereits seit längerem bieten Dritthersteller wie TPCast Drahtlos-Addons für Oculus Rift und an. Diese sind allerdings längst noch nicht perfekt, was Latenz, Leistungsfähigkeit und Nutzerkomfort anbetrifft.
Jetzt hat HTC mit dem Vive Wireless bzw. Vive Kabellos Adapter eine hauseigene Lösung für die Vive und die auf den Markt gebracht – wir haben das Hardware-Addon auf Herz und Nieren getestet.
- HTC Vive Drahtlos-Adapter: Installation
- Überzeugende Performance
- Tragekomfort
- Betriebsdauer
- Preis / Leistung
- Unsere Wertung
HTC Vive Drahtlos-Adapter: Installation
Als erstes wundere ich mich über den recht kleinen Karton, in dem sich der Vive Wireless Adapter versteckt. Kurz keimt die Hoffnung auf, dass es sich hier tatsächlich um eine bequeme Plug & Play-Lösung handelt. Allerdings stellt sich heraus, dass HTC die Hardware einfach nur platzsparend verpackt hat.
Ohne Kabel geht auch beim Vive Drahtlos-Adapter nichts.
Zum Lieferumfang gehören neben dem eigentlichen Adapter das Batteriepack, eine PCI Express-Karte für den Anschluss des Empfängers (ein freier PCIE-Steckplatz ist zwingend vonnöten), der Empfänger selbst, sowie eine für einen Drahtlos-Adapter überraschend große Anzahl an Kabeln.
Am Ende ist dann aber alles halb so wild: Die Installation der Hard- sowie der Software geht auch dank der sehr guten offiziellen Anleitung schnell und problemlos von der Hand. Nach ca. 30 Minuten gemütlichen Schraubens und Steckens ist meine Test-Vive Pro mit dem Adapter bestückt und einsatzbereit.
Einen Extraplatz für den Sensor muss ich zum Glück auch nicht freiräumen: Dieser wird bequem per Clip-System am PC-Monitor festgesteckt. Das Installationsfazit fällt also schon einmal positiv aus – Aufbau und Inbetriebnahme gestalten sich im Vergleich zum TPCast-Adapter kinderleicht und schnell.
Überzeugende Performance
Doch wo es wirklich zählt ist bekanntlich auf’m Platz bzw. unter der VR-Brille. Dafür kamen im Test das geniale, aber gemächliche Strategiespiel The Last Day Defense, das Zauber-Action-Abenteuer The Wizards, der taktische Zeitlupen-Shooter SUPERHOT VR, der schnelle Action-Kracher Sairento VR sowie der schweißtreibende Fitness-Titel BOXVR zum Einsatz.
Der Drahtlos-Adapter schlägt sich Performance-technisch in allen getesteten Titeln hervorragend. Von einer möglichen Latenz war nichts zu spüren, ebenso taten während der gesamten Testzeit keine Tracking-Aussetzer auf. Wirklich selten (vielleicht einmal in 2 Stunden) kam es zu Übertragungsproblemen und das Bild im Headset wurde kurz pixelig-unscharf – der Effekt hielt allerdings jeweils nur wenige Augenblicke an.
Diese kleinen Aussetzer sind aber zu vernachlässigen. Die zusätzliche Freiheit, die der Wegfall des HDMI-Kabels bietet, sorgt besonders im atemberaubend schnellen Sairento VR für ein noch breiteres Grinsen unterm VR-Headset als sowieso schon. Aber auch im eher gemütlichen The Last Day Defense ist es einfach schön, sich drehen und wenden zu können wie es beliebt, ohne darauf achten zu müssen, sich nicht im Kabel einzuwickeln.
Tragekomfort
Ganz perfekt ist das „Drahtlos“-Erlebnis aber nicht. Verantwortlich dafür ist die Komponente des Wireless Adapters, die an einem Kabel hängt. Ganz ohne Strippen am Headset kommt nämlich auch der Vive WLAN Adapter nicht aus: Anstatt zum Computer führt das Kabel zur Powerbank, die mit einem Clip am Hosengürtel befestigt werden kann oder auch ganz gut in die Hosentasche passt.
Inklusive Halterung bringt der Akku 231 Gramm auf die Waage. Das ist zwar nicht viel, macht sich aber je nach Spiel durchaus bemerkbar. Besonders bei BOXVR empfand ich das zusätzliche Gewicht als ein wenig störend, was wohl auch an den gleichförmigen Bewegungen liegt, die das Spiel verlangt.
Davon abgesehen, macht der Wireless Adapter aber in Sachen Tragekomfort eine hervorragende Figur. Das zusätzliche Gewicht des eigentlichen Adapters fällt beim Spielen praktisch gar nicht auf, HTC hat bei der Positionierung des Addons auf dem Headset ganze Arbeit geleistet.
Betriebsdauer
Nochmal zurück um Akku: Die mitgelieferte Powerbank bietet eine Kapazität von 10.050mAH. Das reichte im Test für etwas mehr als 2 Stunden Drahtlos-VR aus. Wichtig zu wissen: Derzeit erscheint keine Warnung bei niedrigem Akkustand. Dass dieser leer ist, zeigt sich erst, wenn sich das Headset abschaltet – hoffentlich bessert HTC hier noch nach.
Ein zweiter Akku ist eine lohnenswerte Anschaffung für Vielspieler.
Wer länger am Stück zocken will, kommt also um die Anschaffung eines nicht herum. Zwar funktionieren wohl auch Powerbanks anderer Hersteller, davon rät HTC allerdings explizit ab. Wir tun an dieser Stelle das gleiche, da ein defektes Headset wegen eines falschen Akkus doppelt ärgerlich wäre.
Preis / Leistung
Womit wir auch schon beim Preis wären. Fast 350 Euro verlangt HTC für den . Das ist im Vergleich zum TPCast zwar nicht viel teurer und die Leistung des HTC-Adapters ist definitiv besser. Allerdings benötigen HTC Vive Pro-Besitzer zusätzlich zwingend ein , das noch einmal mit 75 Euro zu Buche schlägt. Wer noch einen zweiten Akku dazukauft, ist schnell bei über 450 Euro.
Ist der Verzicht auf das Kabel zwischen Headset und PC diesen stolzen Preis wert? Vor dem Hintergrund, dass eine HTC Vive samt Controllern gerade einmal 599 EUR kostet und ein vergleichbares 449 EUR, liegt es nahe, direkt „Nein“ zu sagen.
Das ist allerdings nur die halbe Wahrheit. Der Vive Wireless Adapter funktioniert fast einwandfrei und wertet das VR-Erlebnis nochmals spürbar auf. Ich wechsele nach dem Test jedenfalls nur ungern zurück auf kabelgebundenes VR.
Da ich persönlich aber vor allem Cockpit-Spiele in VR spiele, wiegt der Draht zum PC dann aber doch nicht so schwer. Wer aber eine große Spielfläche zur Verfügung hat und vor allem Roomscale-Titel spielt, findet derzeit keine bessere VR-Drahtlos-Lösung.
Unsere Wertung
Mein Fazit:
Eins ist klar: Die Zukunft der virtuellen Realität ist kabellos. Besonders in Roomscale-Spielen sorgt der Wegfall des Headset-Kabels für ein deutliches Plus an Immersion. Der Vive Wireless Adapter ist vergleichsweise einfach zu installieren und konfigurieren, außerdem stimmt bis auf äußerst seltene Aussetzer die Performance und das zusätzliche Gewicht des eigentlichen Adapters fällt – Achtung, Wortspiel – nicht negativ ins Gewicht. Allerdings: In manchen VR-Erfahrungen hat mich das Batteriepack am Gürtel bzw. in der Hosentasche mehr gestört als das HDMI-Kabel. Zudem stellt sich wie auch beim Konkurrenzprodukt TPCast die Kosten-Nutzen-Frage. Besitzer einer Vive oder Vive Pro bekommen mit HTCs Wireless Adapter aber definitiv das ausgereiftere Produkt. Wer nicht auf die nächste Generation PC-VR-Headsets warten möchte, die vielleicht von Haus aus drahtlos funktioniert, bekommt mit HTCs hauseigenem Drahtlos-Addon aber auf jeden Fall ein wirklich gutes Stück Hardware.
Der HTC Vive Wireless Adapter ist das richtige Produkt für euch, wenn ihr…
- nach einer leicht zu konfigurierenden, leistungsfähigen Drahtlos-Lösung für eure Vive (Pro) sucht.
- vorhabt, eure Vive (Pro) noch lange zu nutzen bzw. ihr nicht auf möglicherweise drahtlose Next Gen-Headsets warten wollt.
- die größtmögliche Immersion in Roomscale VR-Spielen erreichen wollt.
Ihr braucht den Vive Wireless Adapter nicht unbedingt, wenn…
- ihr hauptsächlich Seated Experiences bzw. Cockpit-Spiele in VR spielt.
- Drahtlos-VR für euch zwar interessant klingt, aber kein Muss ist.
- euch der hohe Preis abschreckt.
Die VR-Drahtlos-Lösung HTC Vive Wireless Adapter und das passende Zubehör bekommt ihr hier:
- Den Vive Drahtlos Adapter für die HTC Vive
- Die HTC Vive Wireless Powerbank (zusätzlicher Wechsel-Akku)
- Achtung: Für den Betrieb des Adapters an der Vive Pro benötigt ihr zusätzlich das
Getestet mit: HTC Vive Pro
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