Wir brauchen wieder mehr Arcade-Racer!
Ich liebe es, mit einem schnellen Flitzer über Pisten zu rasen und dabei Konkurrenten Staub fressen zu lassen oder nach Bestzeiten zu jagen. Und weil ich es unkompliziert mag, sind Arcade-Racer genau mein Fall: einsteigen, losbrettern, Spaß haben! Da die Auswahl guter Arcade-Rennspiele jedoch seit geraumer Zeit recht begrenzt ist, habe ich mich in den letzten Jahren auch immer wieder an Racing-Simulationen wie Gran Turismo, F1 oder Forza Motorsport sowie Fun-Racern wie Mario Kart oder Crash Team Racing versucht.
Das gleiche Feeling wie bei Arcade-Racern kam da allerdings nicht auf. Warum die beiden Racing-Sub-Genres meine geliebten Arcade-Racer nicht ersetzen können und wie ich ein Fan von Arcade-Rennspielen wurde, erfahrt ihr jetzt.
Angefixt von Gran Turismo 2
Ironischerweise hat aber nicht etwa ein Need-for-Speed-Spiel mein Interesse an virtuellen Autorennen geweckt, sondern die Rennspiel-Simulation Gran Turismo 2. Ich erinnere mich noch genau an die GT2-Disc, deren Oberseite nach Gummi und Benzin roch. Womöglich waren es diese beiden Aromen, die mich nach virtuellen Rennspielen süchtig gemacht haben. Und zugegeben, dass Gameplay war auch echt fein – zumindest bis zu einem gewissen Punkt.
#TBT: Trivia Edition: GT2 came with 2 discs - the second one was a "Scratch-n-Sniff" disc. Anyone remember the smell? pic.twitter.com/Aj4AKQ8Pov
— Gran Turismo (@thegranturismo) March 20, 2014
Am Anfang haben die Rennen nämlich richtig Bock gemacht. Ich konnte gar nicht genug davon bekommen, mich hinter das Steuer zu klemmen und einen Cup nach dem anderen zu gewinnen. Da war alles noch schön unkompliziert. Mit anspruchsvolleren Strecken und höherem Schwierigkeitsgrad wurde Gran Turismo 2 dann aber langsam zu komplex für mich.
Es reichte plötzlich nicht mehr aus, einfach nur einen dickeren Moter und die neuesten Tuning-Teile in die Autos zu packen – alles musste per Hand eingestellt werden: Bremsen, Getriebe, Reifen, Federung usw. – da war der Spaß für mich vorbei und ich hab erstmal wieder ein paar Runden in Crash Team Racing gedreht.
Die goldene Arcade-Racing-Ära: Burnout und Need for Speed: Underground auf PS2
Da Fun-Racer wie Crash Team Racing in der Regel aber nur auf kurzweiligen Spaß ausgelegt sind, war für mich auf der PS1 erst mal Schluss mit Rennspielen. Auf der PlayStation 2 wurde meine Leidenschaft mit Burnout dann aber neu entfacht und bei mir kristallisierte sich eine Liebe zu Arcade-Racern heraus.
So ein geniales Geschwindigkeitsgefühl wie in Burnout hatte ich in anderen Games zuvor noch nicht erlebt. Diese Adrenalinschübe, wenn man mit seinen aufgemotzten Kisten mit Boost durch den Gegenverkehr rast, waren absolut genial. Und dieses Gefühl, wenn der Bildschirm bei hoher Geschwindigkeit um einen herum verschwimmt – ein einfacher Entwicklerkniff mit unglaublicher Wirkung.
Und das Beste an Burnout war, dass es so herrlich unkompliziert war. Man schnappt sich einen schnellen Flitzer und es geht ab auf die Piste. Steigt man in einen noch schnelleren Wagen, büßt man ein wenig an Kontrolle ein, aber die Tachonadel schießt ein paar km/h höher. Nervige Fahrzeugeinstellungen gab es nicht.
Auch die Fahrphysik orientierte sich nur lose an der Realität. Bei hohen Geschwindigkeiten fühlte es sich ein wenig an, also ob die Fahrzeuge auf Schienen fahren. Aber wer braucht schon Realismus, wenn das Gameplay richtig bockt. Und auch Fahrfehler wurden nicht so hart wie in Gran Turismo bestraft, im Gegenteil: Das Rammen von Gegnern war in späteren Teilen wie Burnout 3: Takedown – dem meiner Meinung nach besten Spiel der Serie – sogar erwünscht.
Das Gameplay der Burnout-Reihe war allerdings gar nicht so revolutionär, das gab es nämlich schon zuvor in der Need-for-Speed-Serie zu sehen – nur nicht ganz so ausgefeilt. Entwickler EA war zur Zeit der PS2 übrigens gerade dabei, die angestaubte NfS-Reihe umzukrempeln – mit Erfolg. Need for Speed: Underground verfrachtete die illegalen Straßenrennen von Autobahnen und Landstraßen in eine neonbeleuchtete Stadt bei Nacht. Das ganze Spiel orientierte sich mit dem Optik- und Leistungs-Tuning der Autos an der Auto-Tuner-Szene, die durch die Filmreihe The Fast and the Furious damals besonders populär war.
Wie geil Need for Speed: Underground 2 einfach war ...
Die neue Ausrichtung konnte mich und viele andere Gamer überzeugen, weshalb ich beide Need-for-Speed-Underground-Teile auf der PS2 rauf und runter gezockt habe. Ich hatte sogar echt viel Spaß beim Tuning der Wagen, da es nicht so irre komplex war wie in den Rennsimulationen. Ein teureres Bauteil hat mein Auto einfach besser gemacht und das Geldscheffeln und Aufmotzen der Karren hatte ein wenig was vom Grinden in RPGs. Mehr braucht es für einen Arcade-Racer-Fan wie mich nicht.
Die Post-PS2-Ära: Bis auf ein paar Perlen nix los bei Arcade-Racern
Nach dem Ende der PlayStation 2 war dann leider auch bei den Arcade-Racern nicht mehr viel los. Nach Burnout 3: Takedown ließ die Qualität der Nachfolger stark nach und auch die Need-for-Speed-Reihe konnte Gamer nicht mehr überzeugen.
Einige Highlights gab es allerdings immer mal wieder: Da wären beispielsweise die bis heute gefeierte Forza-Horizon-Reihe, Blur, einer der besten Arcade-Racer überhaupt (kennt leider fast niemand) The Crew 2 sowie Split/Second: Velocity – und auch Burnout Paradise und Need for Speed: Most Wanted waren kleine Lichtblicke für die ehemaligen Vorzeigereihen bei Arcade-Racern. Aber für einen Zeitraum von gut 15 Jahren sind das einfach zu wenig gute Arcade-Racer.
Gibt es gute Alternativen für Arcade-Racing-Fans?
Die erwähnten positiven Ausnahmen waren für mich als Arcade-Suchti natürlich nicht genug und ich hab immer wieder versucht, mit Racing-Sims und Fun-Racern Spaß zu haben, das hat aber aus unterschiedlichen Gründen nicht geklappt.
Racing-Sims: Zu komplex, zu realistisch
Nach Gran Turismo 2 habe ich immer wieder versucht, doch noch mit Racing-Sims warm zu werden – jedoch vergebens. Es scheitert immer wieder an der zu hohen Komplexität der Spiele. Außerdem will bei mir mit den strikten Strafen bei der Nutzung von Abkürzungen oder dem Rammen von Kontrahenten einfach kein Spielspaß aufkommen. Und der Geschwindigkeitsrausch kickt in den Simulationen auch nicht so richtig.
Versteht mich nicht falsch: Mir ist bewusst, dass Komplexität und Realismus genau die Punkte sind, die eine gute Racing-Sim ausmachen und Rennspiel-Simulationen auch ihren festen Platz im Racing-Genre haben. Aber sie sind kein guter Ersatz für Arcade-Racer.
Da kann Gran Turismo 7 noch so gut aussehen: Racing-Sims und ich werden wohl keine Freunde mehr.
Fun-Racer: zu bunt, zu nervig
Fun-Racer kommen Arcade-Racern tatsächlich schon etwas näher. Sie vermitteln ein intensiveres Geschwindigkeitsgefühl und sind herrlich unkompliziert. Ein ebenbürtiger Ersatz sind sie für mich aber dennoch nicht. Zum einen halte ich es in den kunterbunten Fantasy-Welten nur eine gewisse Zeit lang aus. Für ein paar Runden im Mushroom Kingdom oder auf der N.-Sanity Insel bin ich zwar immer zu haben, aber irgendwann sehne ich mich doch nach Asphalt und richtigen Autos zurück.
Außerdem nerven die Power-Ups beim Fahren. Ja, ich weiß, die Items bringen in Fun-Racern erst die richtige Würze ins Spiel. Besonders, wenn man mit seinen Freunden spielt. Wenn man aber einfach nur mit dem Fahren Spaß haben will, dann sind die roten Panzer, Raketen, Bananenschalen und sonstiger Kram einfach nur Fahrspaßbremsen. Ich zocke ganz gern mal Mario Kart, Crash Team Racing oder andere Fun-Racer, aber wenn es um reinen Fahrspaß geht, kommen auch Fun-Racer nicht an die Arcade-Racer ran.
Für ein paar Runden Crash Team Racing Nitro-Fueled bin ich immer zu haben, wenn es bei ein paar Runden bleibt.
Für mich geht’s nicht ohne Arcade-Racer
Ich muss es wohl einfach akzeptieren: An den Spielspaß von Arcade-Racern kommt für mich kein anderes Rennspiel-Sub-Genre heran. Die Racing-Sims sind mir zu nah an der Realität des wirklichen Motorsports, die Fun-Racer bringen mit coolen Gadgets mehr Pep ins Rennen, allerdings kann das Item-Geballere auch ganz schön auf die Nerven gehen. Irgendwo zwischen den beiden Extremen liegen die Arcade-Racer – mein Sweetspot.
Arcade-Racer vereinen das Beste aus zwei Welten: Sie orientieren sich beim Aussehen und Fahrverhalten an der Realität, lassen sich aber genug Freiraum bei Steuerung und Physik, um einen satten Geschwindigkeitsrausch zu bieten. Außerdem sind sie einsteigerfreundlich und man muss nicht Ewigkeiten mit der Suche nach den perfekten Einstellungen verschwenden.
Doch leider gab und gibt es aber viel zu wenig (gute) Arcade-Racer. Doch ich glaube, das könnte sich schon bald wieder ändern. Das im September 2021 veröffentlichte Hot Wheels Unleashed macht mir unerwartet viel Spaß. Im November erscheint dann endlich Forza Horizon 5, auf das ich mich jetzt schon freue. Und da die Burnout-Macher, Criterion Games, nun bei EA wieder für die Need-for-Speed-Reihe verantwortlich sind, bin ich guter Hoffnung, dass uns bald wieder ein richtig guter NfS-Titel erwartet.
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