Ghost Recon Wildlands im Test

Ghost Recon Wildlands im Test: Auf der Jagd nach dem Kartell


Für die einen ist es eine fiktive Version Boliviens, für Ubisoft die größte Spielwelt, die in der Firmengeschichte jemals in einem Spiel mit Leben gefüllt wurde. Tom Clancy’s Ghost Recon Wildlands bietet ohne Frage einen riesigen Abenteuerspielplatz, der zur Erkundung einlädt. Wir sind für euch in die Rolle eines Ghosts geschlüpft und klären, was alles im Spiel steckt.

Auf dem Weg zum Schiffslabor.

Vamos a Bolivia

Wer braucht schon eine Armee, wenn er eine ganze vier Mann starke Spezialeinheit hat? Rebellenführer Pac Katari hätte sich wohl lieber die Armee gewünscht, muss sich nun aber mit Variante zwei als Unterstützung zufrieden geben. Seine Rebellen und die Ghosts ziehen gemeinsam ins Feld gegen das mexikanische Santa-Blanca-Drogenkartell, das sich in Bolivien der nahen Zukunft eingenistet und das Land in einen durch und durch korrupten Drogenstaat verwandelt hat. 

Zu Beginn von Ghost Recon Wildlands fühlt sich die Rebellenbewegung Pac Kataris ein bisschen an wie das kleine gallische Dorf, das sich gegen die Römer wehrt – und zwar ohne den Zaubertrank. Den bekommen die Einheimischen erst nach und nach durch die Unterstützung der Ghosts. Denn was die Rebellen trotz größerer Zahl nicht schaffen, übernimmt unser Mini-Trupp: Wir greifen die örtlichen Bosse des Kartells an und schwächen so nach und nach im gesamten Land den Einfluss von Santa Blanca.

Warum die Ghosts überhaupt eingreifen? Ein ins Kartell eingeschleuster Doppelagent der amerikanischen Drug Enforcement Agency (DEA) ist nach mehreren Jahren aufgeflogen und wurde getötet. Ohne den Insider bleibt nur noch der Angriff, um Santa Blanca zu zerstören.

Die Struktur des Kartells.

Das Kartell aus den Angeln heben

Die Abschussliste der Ghosts ist lang. Insgesamt 24 kleinere und größere Fische des Santa-Blanca-Kartells pflastern den Weg zum Kopf der Verbrecherorganisation El Sueño. Dessen Organisation ist in vier Abteilungen aufgeteilt: Sicherheit, Schmuggel, Einfluss und Produktion. Zwei dieser Bereiche müssen zerstört werden, erst dann können wir dem Jefe des los Jefes – dem Boss aller Bosse – ans Leder.

Die Zerstörung der Bereiche erfolgt in mehreren Schritten. Zuerst schalten wir kleinere regionale Bosse aus, um so an einen Zwischenboss heranzukommen. Um jedoch den Leiter der jeweiligen Abteilung unschädlich zu machen, müssen erst alle seiner Untergebenen aus dem Verkehr gezogen werden.

Ein Beispiel: Wollen wir El Cardenal, den Leiter der Einflussabteilung, ausschalten, müssen wir erst die vier Buchónes sowie den Zwischenboss Ramon Feliz erledigen. Um jedoch Feliz freizuschalten, müssen erst zwei der Buchónes das Zeitliche segnen oder anderweitig aus dem Spiel genommen werden.

Bevor es zum Boss geht, sammeln wir Akten.

Sisyphos-Arbeit gegen die Kriminalität

Ghost Recon Wildlands macht es uns allerdings nicht gerade leicht, die Bosse zur Strecke zu bringen. Wie bereits eingangs erwähnt, ist das Spiel riesig und umfasst insgesamt 21 Regionen. Die meisten der Regionen beheimaten dabei mindestens einen Boss, einige davon auch mehrere. Das Spiel liefert uns jedoch nicht den Aufenthaltsort per Dossier und wir müssen dann nur noch dafür sorgen, dass der Jefe fällt.

Stattdessen müssen wir in jedem Gebiet einige Missionen erfüllen, um den Standort des Bosses zu ermitteln. Auch das wäre nicht so schlimm, wenn wir nicht erst noch in der ganzen Region Akten einsammeln müssten, um überhaupt an die Missionen zu kommen. Das streckt die Spielzeit gewaltig und wird bereits nach der Aufklärung einer Hand voll Gebiete zur lästigen Pflicht, um vorwärts zu kommen.

Bildergalerie

Drohne, C4 und Co.: Nettes Spielzeug

Neben Schusswaffen und Granaten sind die Ghosts auch sonst mit netten Spielzeugen ausgestattet. Mit Abstand am nützlichsten ist dabei die Drohne. Aus sicherer Entfernung können wir damit Einsatzorte auskundschaften und Gegner aufdecken. So rennen wir nicht blind in Gegnergruppen, sondern können isolierte Ziele mit Sniperschüssen aus dem Gefecht nehmen und so nach und nach die Zahl der Feinde reduzieren. 

Mit dem C4 können wir ausgezeichnet stationäre Ziele aus dem Verkehr ziehen, auch wenn es nicht gerade die leiseste oder unauffälligste Methode ist. Zur Absicherung eines Bereichs gegen Verstärkung eignen sich hingegen Minen hervorragend. Sie haben allerdings einen Haken: Sie explodieren auch, wenn Zivilsten oder wir selbst drüberfahren. Es empfiehlt sich also, die Umgebung vorher genau in Augenschein zu nehmen, um die Mission nicht durch einen dummen Zufall zu gefährden.

Markierungen für den Simultanschuss lassen sich sowohl über die Drohne als auch das Fernglas oder direktes Zielen setzen.

Ghosts und Rebellen: Unterstützung durch die KI

Wenn wir uns alleine durchs bolivianische Unterholz schlagen, bekommen wir vom Spiel automatisch Unterstützung durch drei KI-Kollegen, welche die Rolle der übrigen Ghosts einnehmen. Über diverse Upgrades können wir nicht nur uns, sondern auch die Kollegen verstärken, damit sie beispielsweise nicht mehr so schnell zu Boden gehen oder alle drei per Simultanschuss Gegner ausschalten.

Dabei sind die KI-Kollegen extrem treffsicher: Wirklich jeder Schuss sitzt. Das macht Missionen im Alleingang oftmals lächerlich einfach, wenn man in Ruhe die Ziele auswählt und nicht hetzt. Den Rest macht die KI und wir können uns entspannt zurücklehnen. Gebiete lassen sich auf diese Weise einfach von Gegnern säubern und wir spazieren anschließend unbehelligt in das ehemals feindliche Lager. So ist die Mechanik natürlich nicht gedacht, aber es ist durchaus möglich, Missionen auf diese Weise abzuschließen.

Für mehr Aufregung sorgt die Unterstützung durch die Rebellen. Stärken wir die Truppen von Pac Katari durch Nebeneinsätze, können wir einige Rebellen zur Unterstützung rufen oder sogar einen Mörserschlag auf ein bestimmtes Gebiet anfordern. Nicht grade unauffällig, dafür aber mit durchschlagendem Erfolg.

Im Koop macht Ghost Recon umso mehr Spaß.

Mehr Spaß im Koop

Wer Ghost Recon Wildlands nicht mit der KI, sondern lieber mit Freunden spielen möchte, kann zusammen mit bis zu drei Mitspielern ins Feld ziehen. Dann können wir uns natürlich auch durch Gegnerreihen ballern – oder einfach daran vorbeischleichen, wenn wir vorher alles sorgfältig markiert haben.

Diese Vorgehensweise sorgt für zusätzlichen Nervenkitzel und kann durchaus den Puls nach oben schnellen lassen, wenn sich die Verdachtsanzeige bei einem Gegner füllt. Dann heißt es schnell den Kopf einziehen, vor allem, wenn man sich mitten in einer feindlichen Basis befindet. Auch im Koop gibt es die Markierungen für den Simultanschuss, im Gegensatz zu den KI-Kollegen ist Treffsicherheit hier allerdings nicht mehr garantiert.

Die Landschaften in Ghost Recon sind mit viel Liebe zum Detail gestaltet.

Die Atmosphäre gewinnt

Wenn wir uns nicht gerade in irgendwelche Feuergefechte stürzen oder vor Gegnern flüchten, können wir aber auch einfach die Atmosphäre genießen. Die riesige Spielwelt von Ghost Recon Wildlands ist extrem abwechslungsreich gestaltet und je länger wir durch die Spielwelt fahren, umso mehr atemberaubende Panoramen bieten sich uns. 

Das Gefühl der Freiheit wird besonders deutlich, wenn wir irgendwo am Horizont die Berge oder ein Bauwerk sehen und uns klar machen, dass wir ohne Ladezeiten jetzt einfach dort hinfahren können. Dabei können wir beobachten, wie sich die Landschaft verändert und beispielsweise eine Salzwüste in Gebirge und später sogar Dschungel-ähnliche Wälder übergeht. Kleine Dörfer und größere Städte fügen sich in die Landschaft ein und unterscheiden sich ebenfalls in ihrem Erscheinungsbild, je nachdem, wo wir uns im fiktiven Bolivien befinden.

Hinzu kommt noch der Soundtrack, der immer wieder mit Gitarrenklängen versetzt ist, die man ganz automatisch mit Südamerika in Verbindung bringt. Das Radioprogramm, das man beispielsweise in den Fahrzeugen hört, hilft hier auch: Die Songs, die sich bei genauerem Hinhören immer wieder um das Santa-Blanca-Kartell drehen, sind größtenteils auf Spanisch.

Auch in den Moderationen von DJ Perico findet sich die eine oder andere spanische Vokabel und zwischendurch hören wir komplett spanischsprachige Nachrichtensendungen. Ein schönes Detail ist zudem, dass sich Pericos Durchsagen verändern, je weiter wir in der Story voranschreiten. Je mehr Zeit wir allerdings im Auto verbringen, umso bekannter kommen uns Interviews mit führenden Mitgliedern von Santa Blanca vor. Hier wäre etwas mehr Abwechslung schön gewesen.

Die große Freiheit in Ghost Recon Wildlands.

Fazit

In der großen offenen Spielwelt von Ghost Recon Wildlands kann ich mich nach Lust und Laune austoben. Statt durch die Story zu preschen, habe ich mir lieber Zeit genommen, um die weitläufige Spielwelt zu erkunden und dabei wunderschöne Flecken des fiktiven Boliviens zu entdecken. Wenn in der Salzwüste hinter den Bergen die Sonne aufgeht und alles in rotes Licht getaucht wird, bleibe ich gerne für einige Minuten stehen und lasse die Spielwelt auf mich wirken. Genauso gerne fahre ich aber auch einfach nur ziellos durch die Gegend und lasse mich von der Musik berieseln.

Das größte Manko des Spiels ist der repetitive Aufbau der Storymissionen. Spätestens ab der vierten Region dürfte wohl jeder Seufzen, wenn man wieder die Akten einsammeln muss, um die Missionen zu erhalten. Das streckt die Spielzeit unnötig und macht den Anschein eines Vehikels, um die Spieler durch die Welt zu scheuchen, damit sie mehr davon sehen als nur zehn Prozent. Hier hätte ich mich gefreut, wenn Ubisoft mehr auf die wunderschöne Spielwelt an sich und die Storymissionen vertraut hätte, die mich als Spieler ohnehin an unterschiedliche Orte führen.

Für sich genommen sind die Storymissionen aber abwechslungsreich genug gestaltet, dass ich mich nie gelangweilt fühle. Das zusammen mit der Atmosphäre und vielfältiger Spielweise durch die Gadgets macht Ghost Recon Wildlands trotz seiner Schwächen zu einem gelungenen Open-World-Shooter, den man sich angeschaut haben sollte.

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