5 Linux-Distributionen, die alter Hardware neues Leben einhauchen

Durch die Installation einer leichtgewichtigen Linux-Distribution können Sie alte Hardware weiterhin nutzen und verwenden. Wir haben viele ausprobiert und uns auf unsere fünf empfohlenen Distributionen geeinigt.

Das Rätsel der alten Hardware

Wenn die Garantie längst abgelaufen ist und das mitgelieferte Betriebssystem schon seit Jahren keine Sicherheits-Patches mehr erhält, kann man dann überhaupt noch etwas mit einem alten Computer anfangen? Ja, wahrscheinlich.

Wenn Sie alte Hardware vor dem Schrotthaufen retten wollen, installieren Sie eine Linux-Version darauf, die für ältere, leistungsschwache Hardware geeignet ist.

Wenn Sie einen Verwandten haben, der nur im Internet surfen und seine E-Mails abrufen möchte, ist ein alter Computer mit Linux wahrscheinlich alles, was er braucht. Aber wir wollten wissen, ob eine leichte Linux-Distribution auf alter Hardware etwas bieten kann, mit dem man wirklich arbeiten kann.

Unsere Methoden

Wir haben viele der "leichten" Linux-Distributionen installiert und uns auf fünf beschränkt, die wir für den allgemeinen Gebrauch empfehlen würden. Für unsere Tests haben wir die älteste Hardware verwendet, die wir zur Verfügung hatten, nämlich einen Dell OptiPlex 790.

Der OptiPlex 790 wurde 2011 auf den Markt gebracht, und unser Computer wurde in diesem Jahr gebaut. Er hat eine 500-GB-Festplatte, 4 GB RAM und einen Intel i3 4-Kern-Prozessor mit 3,3 GHz. Es ist nicht der älteste oder schäbigste Computer, den Sie finden können, aber wir fanden, dass er ein gutes Beispiel für die Art von Gerät ist, das eine durchschnittliche Person auf dem Dachboden haben könnte.

Wir haben jede Distribution der Reihe nach installiert. Wir haben alle verfügbaren Updates installiert und alle Konfigurationsschritte nach der Installation abgeschlossen. Sobald das System in den normalen, alltäglichen Zustand gebootet war, haben wir die Zeit zwischen dem Einschalten und der Anzeige des Anmeldebildschirms gemessen. Wir haben nicht gewartet, bis der Bootloader oder andere Menüoptionen abgelaufen waren. Sobald ein Menü erschien, haben wir so schnell wie möglich eine Auswahl getroffen.

Wir haben auch die Zeit zwischen dem Drücken der Eingabetaste auf dem Anmeldebildschirm und dem Erreichen eines nutzbaren Desktops gemessen.

Diese Zeitangaben dienen dem Vergleich der getesteten Distributionen auf unserer Hardware. Die Zeiten auf anderer Hardware werden anders sein.

Linux Lite

Für viele Menschen ist Linux Lite wahrscheinlich die erste Distribution, die ihnen in den Sinn kommt, wenn sie an leichtgewichtige Linux-Distributionen denken. Es gibt sie seit 2012, also ist das Projekt fast so alt wie unsere Testhardware.

Die Mindestanforderungen für Linux Lite sind ein 1-GHz-Prozessor, 2 oder mehr Kerne, 768 MB RAM und eine 8-GB-Festplatte. Es basiert auf der neuesten Ubuntu Long Term Support (LTS) Version 22.04, Jammy Jellyfish.

Linux Lite ist bestrebt, Linux-Neulinge und Umsteiger aus der Windows-Welt zu unterstützen. Es folgt der Ubuntu-Philosophie, die gesamte Standardsoftware zur Verfügung zu stellen, von der sie glauben, dass der Benutzer sie braucht. Aus diesem Grund ist die Download-Datei 2,4 GB groß.

Die meisten leichtgewichtigen Distributionen erreichen ihre Leichtigkeit durch den Verzicht auf GNOME oder KDE und die Verwendung einer alternativen Desktop-Umgebung. Linux lite verwendet eine angepasste Version des Xfce-Desktops und den Fenstermanager xfwm4.

Der knackige und moderne Desktop sieht toll aus und ist schnell und reaktionsschnell. Die übliche Software ist vorinstalliert, darunter Thunderbird, GIMP, VLC Media Player und LibreOffice. Die Vorinstallation dieser Programme macht das Leben für den Erstbenutzer etwas einfacher.

Linux Lite war beeindruckend. Die Liebe zum Detail sorgt für ein stimmiges und professionelles Benutzererlebnis. Abgesehen von den Zeiten, in denen wir darauf gewartet haben, dass die uralte Festplatte des Dell hochgefahren wird, gab es keinerlei spürbare Verzögerungen.

Linux Lite Zeitangaben

• Einschaltknopf bis zum Anmeldebildschirm: 1:04
• Anmeldebildschirm zum Desktop: 0:14

Bodhi-Linux

Bodhi Linux wurde im Jahr 2011 eingeführt. Wie Linux Lite basiert es auf der neuesten Ubuntu LTS-Version, Jammy Jellyfish.

Der Schwerpunkt lag auf der Bereitstellung einer leichtgewichtigen, schlanken Distribution. Die Installation enthielt nur das Nötigste, andere Anwendungen wurden vom Endbenutzer nach eigenem Ermessen installiert.

Heutzutage können Sie eine Reihe verschiedener ISOs herunterladen. Eine davon ist das App Pack ISO. In Anlehnung an Ubuntu enthält es eine Vielzahl von Anwendungen, mit denen Sie sofort produktiv arbeiten können.

Wir haben die Standard-ISO heruntergeladen, die die minimalistische Version von Bodhi Linux ist. Es war ein 1,2 GB großer Download. Die Mindestanforderungen sind ein 1GHz-Prozessor, 768MB RAM und eine 10GB-Festplatte.

Bodhi Linux verwendet die Desktop-Umgebung und den Fenstermanager Moksha.

Sie basiert auf der Enlightenment-Desktop-Umgebung und sieht lebendig und ausgefeilt aus. Moksha verfügt über das Äquivalent einer Starttaste am linken Ende der Taskleiste, wo Windows-Benutzer sie erwarten würden.

Da Moksha auf Ubuntu basiert, war es ein Leichtes, zusätzliche Anwendungen mit dem Befehl apt zu installieren. Interessanterweise identifizierte Neofetch das Betriebssystem als Ubuntu.

Bodhi Linux Zeitpläne

• Einschaltknopf bis zum Anmeldebildschirm: 0:43
• Anmeldebildschirm zum Desktop: 0:08

BunsenLabs Linux

Die BunsenLabs-Linux-Distribution entstand aus dem Niedergang von CrunchBang Linux im Jahr 2015.

Für den Desktop verwendet BunsenLabs Linux einen angepassten Openbox-Fenstermanager mit einem tint2-Panel, das als Taskleiste konfiguriert ist, und einem Systemmenü, das mit Hilfe des Tools jgmenu erstellt wurde. Das klingt vielleicht etwas zusammengeschustert, aber es bietet eine stabile und ressourcenschonende Oberfläche und verleiht BunsenLabs seinen geringen Platzbedarf.

Wir haben die neueste Version, Beryllium, installiert, die auf Debian 11 "Bullseye" stable basiert. Es war ein 1,5 GB großer Download. Die Mindestanforderungen sind 2 GB RAM und eine 20-GB-Festplatte. Die Anforderungen an den Prozessor sind nicht aufgeführt.

Lassen Sie sich nicht von dem bedauernswerten Standard-Desktop-Hintergrund abschrecken, er kann leicht geändert werden. Die Symbole, Farbschemata und andere Desktopelemente lassen sich leicht anpassen.

Es gibt einen Conky-Systemmonitor, der Ihnen einige hilfreiche Systemstatistiken und eine Erinnerung an einige der Tastaturkürzel liefert.

In der Praxis war der Linux-Desktop von BunsenLabs ungeachtet der Hardware beeindruckend schnell und intuitiv. Es ist eine Distribution, die sich am besten für jemanden eignet, der sich zumindest ein wenig mit Linux auskennt. Aber wenn Sie das sind und einem alten PC neues Leben einhauchen wollen, sollten Sie BunsenLabs Linux unbedingt ausprobieren.

BunsenLabs Linux Zeitpläne

• Einschalttaste zum Anmeldebildschirm: 0:46
• Anmeldebildschirm zum Desktop: 0:10

Q4OS

Es mag einen seltsamen Namen haben, aber Q4OS ist dennoch eine Linux-Distribution. Die neueste Version von Q4OS, Aquarius, basiert auf Debian Linux 12.2 "Bookworm".

Q4OS ist mit dem Plasma-Desktop oder seiner eigenen Trinity-Desktop-Umgebung erhältlich, die als Fork von KDE Version 3 begann.

Trinity ist die leichtgewichtigere der beiden, also haben wir diese Version ausprobiert. Die heruntergeladene Datei war 1,1 GB groß. Die Mindestanforderungen an die Hardware sind eine 350-MHz-CPU, nur 256 MB RAM und eine 3-GB-Festplatte.

Der Trinity-Desktop ist etwas retro. Er ist durchaus brauchbar und fühlt sich schnell und flink an, aber er sieht aus wie ein Computer aus vergangenen Zeiten.

Ich mochte ihn, er erinnerte mich an die Verwendung von SUN-Workstations Mitte der 1980er Jahre.

Das Systemmenü wird über das linke Ende der Taskleiste am unteren Rand des Bildschirms aufgerufen. Q4OS wird mit Paketen wie VLC Media Player, Thunderbird und LibreOffice vorinstalliert.

Es hat ein eigenwilliges Aussehen, ist aber überraschend angenehm zu benutzen. Da es auf Debian basiert, erhalten Sie eine stabile und gut unterstützte Installation. Das Debian in Q4OS wird nicht durch Schichten der Verschleierung erdrückt. Neofetch identifiziert Q4OS als Debian.

Q4OS-Zeiten

• Einschaltknopf bis zum Anmeldebildschirm: 0:58
• Anmeldebildschirm zum Desktop: 0:16

Xubuntu

Xubuntu ist eine offizielle Variante von Ubuntu, die die Xfce-Desktop-Umgebung und den xfwm4-Fenstermanager verwendet, genau wie Linux Lite. Es basiert auf der neuesten Ubuntu LTS-Version 22.04, Jammy Jellyfish.

Xubuntu bietet Ihnen die volle Ubuntu-Behandlung, aber mit einem leichteren Desktop. Die Mindestanforderungen sind 1 GB RAM und eine 8,6-GB-Festplatte.

Sie erhalten alle Pakete, die Sie bei einer regulären Ubuntu-Installation erwarten würden, und so ist es keine Überraschung, dass der Download 2,83 GB groß ist. Xubuntu bietet alle Hilfestellungen und Anleitungen, die man von normalem Ubuntu kennt, und ist daher für Neulinge leichter zugänglich als beispielsweise BunsenLabs Linux.

Das Hochfahren von Xubuntu dauerte vergleichsweise lange, aber im Betrieb war es genauso reaktionsschnell wie die anderen Distributionen, die wir ausprobiert haben. Alle fünf waren durch den Durchsatz des alten physischen Laufwerks des OptiPlex eingeschränkt, aber abgesehen von diesen inhärenten Verzögerungen bot Xubuntu eine ebenso reibungslose Leistung wie alle anderen Distributionen.

Xubuntu-Zeiten

• Einschaltknopf bis zum Anmeldebildschirm: 1:34
• Anmeldebildschirm zum Desktop: 0:11

Reduzieren, Wiederverwenden, Recyceln

Die Verlängerung der Lebensdauer alter Hardware hat einen positiven Einfluss auf die Umwelt.

Der Support für Windows 10 läuft im Jahr 2025 aus, was viele Windows-Nutzer dazu zwingt, Hardware zu ersetzen, die nicht mit Windows 11 kompatibel ist. In einem Bericht aus dem Jahr 2023 wird vorausgesagt, dass infolgedessen 240 Millionen PCs und Laptops auf Mülldeponien landen könnten.

Es wäre schonender für den Planeten, diese Geräte wiederzuverwenden und Linux darauf zu installieren.